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Bericht vom Harzwellenflug am 12.11.2019 von Alrik Dargel

Nachdem ich letzte Woche in Jesenik Welle fliegen war und dort schöne, hohe und auch weite Flüge hatte, war ich angefixt für weitere Wellenflüge. Zur Abwechslung stand nun der kürzlich erworbene Nimbus 3DT bereit. Schon am Wochenende zeichnete sich in Skysight die Möglichkeit einer Wellenwetterlage für Mitteldeutschland ab. Am Montag war die Sache dann klar. Die Frage war nur wohin. Thüringer Wald oder Harz? Es sah beides gut aus, wobei der Thüringer Wald angeblich etwas stärkeres Steigen liefern sollte, dafür ging es allerdings erst in großer Höhe los und damit hatten wir schon schlechte Erfahrungen gemacht dieses Jahr. In Aschersleben war außerdem Schleppbetrieb, während man in Alkersleben erst Leute hätte anrufen müssen, deren Telefonnummern wir nicht haben. Also Harz! Wir unterstützten noch unsere Vereinskollegen bei der Vorbereitung des Twin Astirs und fuhren dann am Montagabend viel zu spät los. Dank Wolfgang konnten wir dennoch im Vereinsheim in Aschersleben übernachten. Gut so, denn die Zeltsaison ist seit letzter Woche wirklich vorbei.

Am nächsten Morgen hieß es um 6:30 aufstehen, denn wir hatten einen Twin und den Nimbus (zum ersten Mal in unserem Leben) zu rüsten. Wir waren mit Ach und Krach um 9:30 für den ersten Schlepp bereit. Frühstück gab es dann im Flieger. Unsere geborgte Sauerstoffanlage wies ein Leck auf, sodass nur der Pic sicher Sauerstoff hatte und wir auch schon einen beträchtlichen Teil des Flascheninhalts ungenutzt in die Atmosphäre abgaben. (Ich sehnte mich nach meiner Anlage mit dem Oxytron3 aus dem Cirrus zurück, die nun im Twin verbaut war.) Höhenflüge waren damit dann eigentlich ausgeschlossen, aber oben ist es ohnehin immer so kalt. Außerdem hatte ich beschlossen heute mal den Streckenpokal des LSV Ostharz anzugehen, da ich für den Höhenpokal am 26.10. schon gut vorgelegt hatte. Der weiteste Flug dieses Jahr lag bei 420km. Das sollte mit entsprechender Ausreizung der Schenkel nach Ost und West zu überbieten sein.

Wir wurden um 9:30 lokal als erste geschleppt und ich war etwas nervös, da es mein erster Schlepp im Nimbus war. Doch letztendlich war alles beherrschbar. Im Schlepp mussten wir diversen Wolkenbänken ausweichen bis wir dann schließlich über Sekundärrotor und Primärrotor direkt in die erste Welle geschleppt wurden. Ich beschloss erst in der Welle oder in einer Höhe, in der wir es noch nach Blankenburg schaffen würden, auszulinken, um definitv Anschluss an die Welle zu finden (man lernt ja auch dazu). Die Optik war durch die Feuchte eindeutig. Es waren klare Föhnlücken von Primär- und Sekundärwelle an entlang der gesamten Harzkante erkennbar. Wir wurden direkt ins Steigen geschleppt und hatten nach dem Klinken direkt 1-2 Meter laminar. (Für mich bisher eher eine Seltenheit im Harz.) Wir begannen sofort den ersten Schenkel und flogen Richtung Westen die Harzkante ab. Der Wellensektor öffnete erst in einer halben Stunde, sodass wir unter FL100 bleiben mussten, was uns bei dem guten Steigen im Westharz Probleme bereitete. Wir flogen über Goslar hinaus und wendeten so, dass wir sicher in die Welle zurückkamen.

Auf dem Weg nach Osten versuchten wir im mittlerweile offenen Wellensektor etwas Höhe zur gewinnen, aber über 4150 kamen wir nicht hinaus, sodass wir wir unsere Streckenambitionen weiterverfolgten. Allerdings waren wir deutlich zu hoch, um den Sektor im Osten unter FL100 zu verlassen. Wir zogen also Klappen, um wieder unter FL100 zu kommen und holten über Ballenstedt hinaus nach Osten aus. Hier fand sich teilweise noch eine tragende Linie. Allerdings war es schwierig diese zu finden, da die Wolkendecke unter uns geschlossen war und eine Wellenbewegung nur zu erahnen war. Dieses Spiel wiederholten wir noch einmal, wobei uns die geschlossenen Wolkendecken östlich und westlich des Harzes einschränkten, da wir sichergehen mussten über der Wolkendecke zurückzukommen. Auch im Lee des Harzes zog zwischenzeitlich viel Feuchte ein, die Stellenweise die Föhnlücke schloss, aber immer genügend Lücken für den Abstieg offenließ. Die Welle hatte sich zwischenzeitlich Luvwärts verlagert und lag damit größtenteils außerhalb des Wellensektors. Das war für uns aber kein Problem, da wir für die Strecke außerhalb des Sektors ohnehin unter FL100 bleiben mussten und bis zu den Rändern des Sektors Steigen hatten. Die Sekundärwelle lag innerhalb des Sektors und sah teilweise sehr gut aus und laut unseren Kollegen im Twin ging diese wohl auch. Durch die Feuchte bot der ganze Tag wunderschöne Optiken mit Föhnlücken, Lentis und endlosen geschlossenen Wolkenmeeren wie man sie sonst nur aus dem Airliner kennt, wenn man mal nen Fensterplatz erwischt hat. Das Steigen ließ im Tagesverlauf immer mehr nach und beim letzten Flug nach Westen trafen wir nur zwischen Wernigerode und Bad Harzburg noch Steigen an. Dennoch holten wir für den 5. Schenkel dieses Mal weit aus und wurden belohnt. Die Wolkendecke Richtung Westen war geöffnet und es deutete sich auch westlich des Harzes vereinzelt Rotorbewölkung an, die tragende Linie lieferte. Auf dem Rückweg konnten wir unsere geringe Endanflughöhe in der mittlerweile fast abgestorbenen Welle durch Nutzung tragender Linien ausbauen. Das Lee des Harzes war mittlerweile fast komplett wolkenfrei, sodass die Lage der Welle nicht mehr sichtbar war. Wir flogen unsere alten Flugspuren ab und konnten damit unsere ohnehin schon hohe Gleitzahl deutlich steigern. Nach einem kurzen Abstecher zu meiner Heimatstadt und dem Endanflug im Bereich der Sekundärwelle landeten wir durchgefroren aber wohlbehalten wieder in Aschersleben. Unsere Kollegen im Twin haben leider auf dem Rückweg den Direktkurs gewählt und wurden im absteigenden Ast der schwachen Welle in Hoym angespült. An dieser Stelle sieht man, dass sich auf dem Heimweg die Kursabweichung, um im aufsteigenden Ast der Welle zu bleiben, meistens lohnt.

Um 22:00, nachdem wir die Kollegen in Hoym eingesammelt hatten und die Holmstummel des Twins wieder an den kaputten Flächenwägen mit Spanngurten befestigt hatten, fuhren wir völlig erschöpft und übermüdet, aber glücklich über den lohnenswerten Flugtag, zurück nach Dresden. Zusammenfassend kann man sagen, dass trotz geringerer Windgeschwindigkeiten die südwestliche Windrichtung schöne Steigwerte entlang des Harzes produziert hat. Etwas, dass ich von den Westwindlagen, der bisherigen Ausflüge so nicht kannte. Insgesamt sind wir auf 569km gekommen. Diese Distanz lässt eventuell auf 600km steigern, wenn man den ersten Schenkel östlich von Ballenstedt beginnt und nicht durch geschlossene Wolkendecken zur Wende gezwungen wird. Die Zukunft wird es zeigen. Auf jeden Fall haben wir damit für den Harzpokal mal gut vorgelegt! An dieser Stelle nochmal großen Dank an den LSV Ostharz für die Organisation von Schleppbetrieb, Luftraum und Unterkunft und an Carsten für die Weckrufe bei Wellenwetter.

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