Segelfliegen

Es gibt nichts Schöneres als sich an einem sonnigen Tag in ein Segelflugzeug zu setzen und sich mit den Vögeln lautlos in der Luft zu bewegen, Spaß zu haben und den Alltag zu vergessen …

Bevor jedoch das erste Flugzeug startet muss einiges vorbereitet werden. Und da Segelfliegen ein Teamsport ist, und wir dabei alle aufeinander angewiesen sind, duzen sich die 45 Mitglieder unseres Vereins, egal ob 14 oder 74, Männlein oder Weiblein. Deshalb benutzen wir auch hier das „Du“.

Mit Segelflugzeugen wird am Flugplatz Aschersleben von Anfang April bis Ende Oktober geflogen. Wir Flieger treffen uns dazu jedes Wochenende um 9:00 Uhr auf dem Flugplatz, räumen gemeinsam die Flugzeuge aus dem Hangar, bringen die Segler zur Startstelle, bauen die Seilwinde auf und es kann losgehen.

Die Flugschüler üben mit ihren Lehrern gemeinsam die verschiedensten Flugmanöver, und die Piloten, welche bereits eine Fluglizenz besitzen, machen längere Thermikflüge, legen Streckenflüge von mehreren hundert Kilometern zurück oder fliegen mit den dafür zugelassenen Segelflugzeugen auch mal auf dem Kopf, machen Rollen oder einen Looping.

Und wer sich von den neugierigen „Nichtpiloten“ traut, wendet sich an so einen mit „Sonnenbrille und wichtiger Miene“ (genannt Piloteur ;-)) und kann auch mitfliegen.

Wenn Dir der Flug Spaß gemacht hat und Du mehr über die Segelfliegerei wissen möchtest, den Steuerknüppel auch einmal selber anfassen und probieren willst, das Flugzeug allein zu steuern (natürlich mit Fluglehrer im zweiten Sitz), kannst Du Dich auch zu einem Wochenend-Schnupperkurs bei unserem Verein anmelden. Genaues dazu erfährst Du im Gespräch mit unseren Fluglehrern.

Hat Dich dann das Flugfieber endgültig gepackt, gibt es nur noch einen Rat: lerne selber fliegen und beginne mit einer Ausbildung zum Segelflugzeugführer (Behördenlatein). Dazu musst Du natürlich noch ein paar Voraussetzungen erfüllen, aber dazu gleich mehr.

Zuvor solltest Du jedoch eines bei Deiner Entscheidung für eine Segelflugausbildung berücksichtigen:
Segelfliegen beginnt frühmorgens und endet mit Sonnenuntergang, d.h. andere Hobbys am Wochenende sind mit der Segelfliegerei nur schwer unter einen Hut zu bringen. Da wir nur Sonnabends und Sonntags fliegen können, dauert die Ausbildung somit zwischen 2 und 4 Jahren, je nachdem wie oft Du am Wochenende dabei bist. Und bis aus einem „kleinen“ Flugschüler ein „großer“ Piloteur wird, ist ein ganzes Stück Arbeit, viel lernen und üben nötig und auch der Schweiß kommt dabei nicht zu kurz.

Das Motto lautet also „Lieber richtig als gar nicht!“

Vorraussetzungen zum Beginn der Segelflugausbildung

Mit dem Segelflug kannst Du ab Deinem 14. Geburtstag oder mit Zustimmung Deiner Eltern schon eher beginnen, ohne Grenze nach oben.

Dabei werden ganz besonders junge (und selbstverständlich auch ältere) Segelfliegerinnen von den vielen Männern auf dem Flugplatz begrüßt. Und um ehrlich zu sein, die Jungs müssen sich oft mächtig ins Zeug legen um mitzuhalten!

Vor dem ersten Alleinflug musst Du dir von einem der anerkannten Fliegerärzte Deine medizinische Tauglichkeit bescheinigen lassen (sog. Flugtauglichkeitsuntersuchung). Welcher Arzt diese Untersuchung durchführen darf erfährst Du bei uns. Eine Brille ist dabei kein Hindernis.
Dann brauchen wir von Dir noch ein Führungszeugnis, wenn Du unter 18 Jahre alt bist die Zustimmung Deiner Eltern und eine Geburtsurkunde. So wissen wir, dass Du auch wirklich geboren bist, der Amtsschimmel lässt grüßen ;-).

Hast Du alle Papiere zusammen, steht dem Beginn Deiner Pilotenkarriere nichts mehr im Wege.

Wenn Du hierzu Fragen hast, dann wende Dich einfach an die Fluglehrer auf dem Flugplatz, die erklären Dir all das ganz genau (und auch noch mehr).

Die Ausbildung zum Segelflugzeugführer

Die Ausbildung gliedert sich in mehrere Abschnitte mit theoretischen und fliegerischen „Zwischenprüfungen“. Sie werden mit A, B und C bezeichnet und von deinem Fluglehrer abgenommen. Nach bestandener theoretischer und fliegerischer Abschlussprüfung erhältst Du am Ende der Ausbildung deine Privat Pilot Licence, doch bevor es soweit ist heißt es lernen und üben, und das geht so:

Deine Flugausbildung beginnt mit dem Erlernen der elementaren Dinge der Fliegerei: Starten, Landen und das Flugzeug sicher mit einfachen Manövern steuern. Du fliegst die ganze Zeit mit deinem Fluglehrer in einem doppelsitzigen Segelflugzeug vom Typ „Bocian“ und übst solange, bis der Lehrer von deinen Fähigkeiten überzeugt ist und er während des Fluges nicht mehr helfend eingreifen muss. Dazu gehört auch, das Du lernst, Gefahren beim Fliegen zu erkennen und richtig zu handeln, um sie zu vermeiden.
Dann kommt der große Tag, der für alle Beteiligten besonders aufregend ist: Du machst (natürlich mit viel Herzklopfen) die ersten drei Alleinflüge, d.h. die ersten drei Flüge, wo der Lehrer nicht mehr im Cockpit sitzt, sondern mit einem Funkgerät in der Hand am Boden bleibt und Dir von unten zuschaut und eventuell per Funk Tipps gibt. Das ist gleichzeitig deine fliegerische A-Prüfung und das Ende des ersten Ausbildungsabschnittes.

Ab jetzt wirst Du häufig alleine mit dem „Bocian“ fliegen, deine Fähigkeiten festigen und weitere Flugmanöver erlernen. Der Fluglehrer sagt und beschreibt jeweils vor dem Flug, was und wie Du etwas üben sollst. Manchmal fliegt er noch mit, um Dir die schwierigeren Übungen im Flug zu zeigen. Danach übst Du wieder allein und dein Fluglehrer verfolgt die Flüge vom Boden aus. Vor allem geht es darum, in der Luft die ersten steileren Kreise, Kurvenwechsel und Schnellflugübungen zu machen und das ganze nicht nur bei „gutem“ Flugwetter.

Nun kommt die fliegerische B-Prüfung, sie besteht aus drei Alleinflügen mit verschiedenen Flugübungen. Zum Abschluss jedes Fluges wird von Dir eine Ziellandung verlangt, d.h. Du musst dein Flugzeug in einem Bereich von 100m auf der Landebahn aufsetzen.

Nach dieser Prüfung geht’s dann noch mal richtig zur Sache.

Zunächst wirst Du mit Lehrer noch intensiver wie bisher die Grenzen des „Bocian“ erfliegen, damit Du das Flugzeug sicher in gefährlichen Situationen beherrscht (z.B. Fliegen mit Mindestgeschwindigkeit, zu tiefe Landeanflüge, Steilspiralen, Trudeln). Ebenso lernst Du den Seitengleitflug, eine Flugtechnik, um sehr schnell Höhe zu verlieren.

Du wirst auch auf ein anderes Flugzeugmuster umgeschult, auf ein einsitziges Segelflugzeug mit Namen „Astir“. Dein Fluglehrer erklärt Dir vorher genau, wie der „Pirat“ fliegt und was Du besonders zu beachten hast. Und dann fliegst Du dieses Flugzeug gleich beim ersten Start ganz allein – ohne Lehrer! Aber keine Angst, bis dahin bist Du so cool drauf, dass das auch klappt. Bevor Du diesen Ausbildungsabschnitt beendest lernst Du noch, wie man es schafft, mit einem Segelflugzeug (zumindest manchmal) länger in der Luft zu bleiben als mit einem Motorflugzeug. Du nutzt die Kräfte der Natur und fliegst mit deinem Segler in der warmen Luft, welche durch die Sonneneinstrahlung aufsteigt (Thermik). Bei sonnigem Wetter und wenn Du gut drauf bist kannst Du auf diese Weise bis zu mehreren Stunden fliegen. Der Flugplatzrekord in Aschersleben steht bei ca. 8½ Stunden.

Zunächst sollst Du es aber schaffen, Dich allein mindestens 30 Minuten lang durch die Ausnutzung der Thermik mit dem „Pirat“ in der Luft zu halten. Dieser Flug ist gleichzeitig deine fliegerische C-Prüfung und Abschluss des zweiten Ausbildungsabschnittes.

Du hast nun deine Ausbildung am Platz fast vollendet. Jetzt heißt es noch mal, mit mehreren Flügen die Thermikfliegerei richtig in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, um danach Überland zu gehen. Das heißt, dass man sich so weit vom eigenen Flugplatz entfernt, dass ein einfaches Segeln nicht mehr ausreicht, um den Platz zu erreichen. Man muss also die Thermik oder andere Aufwinde nutzen, um wieder „nach Hause“ zu kommen.

Wie Du Dir vorstellen kannst, stehen jetzt andere Anforderungen im Vordergrund, und Deine rein fliegerischen Fähigkeiten müssen automatisch kommen, damit Du Dich auf die Navigation, Orientierung und Beobachtung des Luftraums konzentrieren kannst.

Du machst mit Lehrer mindestens zwei Überlandflugeinweisungen, bei denen Du lernst, wie man Strecken zurücklegen kann, wie man navigiert, Du bekommst eine Einsicht in Meteorologie und Du erlernst eventuell die etwas andere Möglichkeit, einen Flug abzuschließen – das ist dann die Landung, die nicht auf einem Flugplatz, sondern auf einem Acker stattfindet.

Der Abschluss dieses letzten Ausbildungsabschnittes ist dann ein Streckenflug von mindestens 50km, den Du allein mit dem „Pirat“ z.B. zu einem anderen Flugplatz machst, und mit dem Du beweist, das Du Dein bis dahin erlerntes Wissen und Deine Fähigkeiten auf einmal anwenden kannst.

Theorie und Praxis

Wie überall gilt auch in der Fliegerei „Nichts ohne Theorie“.

Neben deiner fliegerischen Ausbildung wirst Du im Theorieunterricht z.B. lernen, wie ein Segelflugzeug aufgebaut ist, warum es überhaupt fliegt, wie man mit einem Flugzeugkompass und Flugkarte navigiert oder das Wetter für einen langen Thermiksegelflug ausnutzt. Der Theorieunterricht findet dabei normalerweise im Winter statt, wenn die Segler in der Werkstatt stehen und notwendige Reparaturen durchgeführt werden.

Vor jeder fliegerischen Prüfung (A, B und C – Prüfung) legst Du eine Theorieprüfung ab, in der Du Dein hier gelerntes Wissen und Deine theoretischen Kenntnisse unter Beweis stellst.

Ebenso machst Du eine Flugfunkausbildung, den jedes unserer Flugzeuge hat eine Funkstation. Damit stehst Du beim Fliegen jederzeit mit dem Fluglehrer am Boden in Kontakt oder kannst Verbindung zu anderen Flugzeugen oder Flugplätzen aufnehmen. Weil dabei bestimmte Regeln gelten wird diese Ausbildung gemacht, welche auch mit einer Prüfung abschließt.

Das Ende deiner Ausbildung steht nun kurz bevor – und auch deine letzte „große“ Fliegerprüfung. Diese sogenannte PPL – Prüfung (Privat Pilot Licence) besteht natürlich wieder aus theoretischem und praktischen Teil und ist die amtliche Prüfung, die Dich zum vollwertigen Piloten (oder Piloteur) macht. Und nach so einer umfangreichen und gründlichen Ausbildung braucht keiner Angst vor dem Durchfallen zu haben!

Mit dem Pilotenschein geht es erst richtig los.

Nachdem Du deinen Pilotenschein in der Tasche hast ist noch lange nicht Schluss.

Für Deine weitere fliegerische Laufbahn gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten:

  • neue Flugzeugtypen warten auf Dich,
  • Du kannst Dich im Streckenflug üben und legst Stück für Stück immer weitere Flüge bis zu 300km, 500km oder mehr zurück
  • oder Du entscheidest Dich für die „Königsdisziplin“, den Segelkunstflug.

Manche sind auch so verrückt und werden Fluglehrer. Das sind die Leute, die den armen, kleinen Flugschülern auf den Geist gehen. Na ja, kurz gesagt:

„Der Himmel wartet auf Dich!“

Was kostet die Fliegerei ?

Natürlich Geld !

Und wie viel? Schwierige Frage, aber wenn Du regelmäßig am Wochenende fliegst benötigst Du als Jugendlicher 35 € pro Monat. Hier sind bereits Dein Jahresbeitrag und andere Mitgliedskosten wie Versicherung und Segelfluggebühren enthalten. Bei (angehenden) Piloten über 18 Jahren ist dies etwas mehr.
Und nun rechne einmal selbst nach, was Dich Kino- oder Diskobesuche, andere Hobbys oder einfach nur Fun mit anderen Freizeitbeschäftigungen pro Jahr kosten.

Neben dem Geld und Deinem Engagement ist eins aber beim Segelfliegen garantiert: immer neue Aufgaben und Ziele und vor allem Spaß.