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Die Ausbildung zum Segelflugzeugführer

Die Ausbildung gliedert sich in mehrere Abschnitte mit theoretischen und fliegerischen „Zwischenprüfungen“. Sie werden mit A, B und C bezeichnet und von deinem Fluglehrer abgenommen. Nach bestandener theoretischer und fliegerischer Abschlussprüfung erhältst Du am Ende der Ausbildung deine Privat Pilot Licence, doch bevor es soweit ist heißt es lernen und üben, und das geht so:

Deine Flugausbildung beginnt mit dem Erlernen der elementaren Dinge der Fliegerei: Starten, Landen und das Flugzeug sicher mit einfachen Manövern steuern. Du fliegst die ganze Zeit mit deinem Fluglehrer in einem doppelsitzigen Segelflugzeug vom Typ „Bocian“ und übst solange, bis der Lehrer von deinen Fähigkeiten überzeugt ist und er während des Fluges nicht mehr helfend eingreifen muss. Dazu gehört auch, das Du lernst, Gefahren beim Fliegen zu erkennen und richtig zu handeln, um sie zu vermeiden.
Dann kommt der große Tag, der für alle Beteiligten besonders aufregend ist: Du machst (natürlich mit viel Herzklopfen) die ersten drei Alleinflüge, d.h. die ersten drei Flüge, wo der Lehrer nicht mehr im Cockpit sitzt, sondern mit einem Funkgerät in der Hand am Boden bleibt und Dir von unten zuschaut und eventuell per Funk Tipps gibt. Das ist gleichzeitig deine fliegerische A-Prüfung und das Ende des ersten Ausbildungsabschnittes.

Ab jetzt wirst Du häufig alleine mit dem „Bocian“ fliegen, deine Fähigkeiten festigen und weitere Flugmanöver erlernen. Der Fluglehrer sagt und beschreibt jeweils vor dem Flug, was und wie Du etwas üben sollst. Manchmal fliegt er noch mit, um Dir die schwierigeren Übungen im Flug zu zeigen. Danach übst Du wieder allein und dein Fluglehrer verfolgt die Flüge vom Boden aus. Vor allem geht es darum, in der Luft die ersten steileren Kreise, Kurvenwechsel und Schnellflugübungen zu machen und das ganze nicht nur bei „gutem“ Flugwetter.

Nun kommt die fliegerische B-Prüfung, sie besteht aus drei Alleinflügen mit verschiedenen Flugübungen. Zum Abschluss jedes Fluges wird von Dir eine Ziellandung verlangt, d.h. Du musst dein Flugzeug in einem Bereich von 100m auf der Landebahn aufsetzen.

Nach dieser Prüfung geht’s dann noch mal richtig zur Sache.

Zunächst wirst Du mit Lehrer noch intensiver wie bisher die Grenzen des „Bocian“ erfliegen, damit Du das Flugzeug sicher in gefährlichen Situationen beherrscht (z.B. Fliegen mit Mindestgeschwindigkeit, zu tiefe Landeanflüge, Steilspiralen, Trudeln). Ebenso lernst Du den Seitengleitflug, eine Flugtechnik, um sehr schnell Höhe zu verlieren.

Du wirst auch auf ein anderes Flugzeugmuster umgeschult, auf ein einsitziges Segelflugzeug mit Namen „Astir“. Dein Fluglehrer erklärt Dir vorher genau, wie der „Pirat“ fliegt und was Du besonders zu beachten hast. Und dann fliegst Du dieses Flugzeug gleich beim ersten Start ganz allein – ohne Lehrer! Aber keine Angst, bis dahin bist Du so cool drauf, dass das auch klappt. Bevor Du diesen Ausbildungsabschnitt beendest lernst Du noch, wie man es schafft, mit einem Segelflugzeug (zumindest manchmal) länger in der Luft zu bleiben als mit einem Motorflugzeug. Du nutzt die Kräfte der Natur und fliegst mit deinem Segler in der warmen Luft, welche durch die Sonneneinstrahlung aufsteigt (Thermik). Bei sonnigem Wetter und wenn Du gut drauf bist kannst Du auf diese Weise bis zu mehreren Stunden fliegen. Der Flugplatzrekord in Aschersleben steht bei ca. 8½ Stunden.

Zunächst sollst Du es aber schaffen, Dich allein mindestens 30 Minuten lang durch die Ausnutzung der Thermik mit dem „Pirat“ in der Luft zu halten. Dieser Flug ist gleichzeitig deine fliegerische C-Prüfung und Abschluss des zweiten Ausbildungsabschnittes.

Du hast nun deine Ausbildung am Platz fast vollendet. Jetzt heißt es noch mal, mit mehreren Flügen die Thermikfliegerei richtig in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, um danach Überland zu gehen. Das heißt, dass man sich so weit vom eigenen Flugplatz entfernt, dass ein einfaches Segeln nicht mehr ausreicht, um den Platz zu erreichen. Man muss also die Thermik oder andere Aufwinde nutzen, um wieder „nach Hause“ zu kommen.

Wie Du Dir vorstellen kannst, stehen jetzt andere Anforderungen im Vordergrund, und Deine rein fliegerischen Fähigkeiten müssen automatisch kommen, damit Du Dich auf die Navigation, Orientierung und Beobachtung des Luftraums konzentrieren kannst.

Du machst mit Lehrer mindestens zwei Überlandflugeinweisungen, bei denen Du lernst, wie man Strecken zurücklegen kann, wie man navigiert, Du bekommst eine Einsicht in Meteorologie und Du erlernst eventuell die etwas andere Möglichkeit, einen Flug abzuschließen – das ist dann die Landung, die nicht auf einem Flugplatz, sondern auf einem Acker stattfindet.

Der Abschluss dieses letzten Ausbildungsabschnittes ist dann ein Streckenflug von mindestens 50km, den Du allein mit dem „Pirat“ z.B. zu einem anderen Flugplatz machst, und mit dem Du beweist, das Du Dein bis dahin erlerntes Wissen und Deine Fähigkeiten auf einmal anwenden kannst.

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